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Löwen und Hühnerdiebe auf eisiger Fläche
         

 

Frankfurt Lions – Eishockey der Spitzenklasse und ausgesprochen unterhaltsam

Winterpause ist für den Fußballfan eine öde Zeit. Mehrere Wochenenden in Folge sind spielfrei, es fehlen die gewisse Spannung und vor allem der Ausflug ins Stadion. Entzugserscheinungen kommen auf. Was liegt da also näher, als den Rat lieber Freunde zu befolgen und sich einmal aufs, beziehungsweise ans Eis zu wagen. Frankfurt ist schließlich Frankfurt, und wenn die Adler schlafen, die Löwen sind wach, vor allem im Winter. Denn die Lions aus der Mainmetropole spielen Eishockey, und das recht erfolgreich in der obersten Deutschen Liga.
Sonntagmittags geht’s los Richtung Mainhatten, die Eissporthalle am Riederwald ist schnell erreicht. Parkplätze in unmittelbarer Nähe sind überhaupt kein Problem, kurzfristig Karten zu erwerben ebenfalls nicht, solange es sich nicht um ein Spiel um den Lokalrivalen, die Adler aus Mannheim, handelt und man rechtzeitig – ein Stunde vor Spielbeginn – da ist. An diesem Tag waren die Scorpions aus Hannover zu Gast und selbst Stehplatzkarten (14 Euro) noch erhältlich. Nun stellt sich die Frage: Rein in die Halle oder lieber noch Rauchen – denn drinnen herrscht Rauchverbot. Die Kälte treibt dann doch ins vermeintlich Warme – vermeintlich, denn es handelt sich ja um eine Eissporthalle. In selbiger herrscht noch Ruhe, die Ränge füllen sich nur langsam. Dann kommt Bewegung aufs Eis: Die Mannschaften spielen sich warm, die Gegner natürlich unter den Pfiffen der einheimischen Fans, gegen die diese Handvoll Gästefans im „Käfig“ akustisch nichts ausrichten kann. Der Jubel für die Heimmannschaft kommt allerdings etwas verzögert. Sie werden nicht gleich erkannt, in ihren neuen, blauen Warmlauftrikots.
Der Anpfiff rückt näher und sehr leise erklingt aus den Lautsprechern die Hymne der Frankfurter Lions. Ursache dafür: Das Spiel wird im Pay-TV übertragen und unten am Eis laufen bereits Interviews. Laute Musik würde stören. Schade, denn die Lions haben so einen schönen, von Badesalz-Hälfte Henni Nachtsheim verfassten Song. Aber dann kommt Bewegung auf. Leute aus dem Publikum begeben sich aufs Eis - die Fahnenschwenker dürfen das. Knapp bekleidete junge Mädels gesellen sich dazu: Die Cherleaders der Lions, die während der gesamten Spieldauer über die Ränge hüpfen. Einer der zahlreichen Sponsoren des Clubs bläst einen knallroten Tunnel auf, durch den jeder einzelne Spieler in Begleitung eines Kindes aufs Eis rutscht und frenetisch begrüßt wird. Natürlich nur die der Heimmannschaft, die Gäste werden, wie beim Fußball auch, mit Pfiffen begrüßt.
Schon geht es los und auch der Sinn des Spiel gleicht dem des Fußballs: Das Runde muss ins Eckige, wobei beides beim Eishockey deutlich kleiner ist. Mit affenartiger Geschwindigkeit rast das Runde, das hier Puck heißt und eine Scheibe ist, über die spiegelglatte Fläche und die durch ihre Montur so monströs wirkende Spieler hinterher. Ein wenig erinnern sie an rasende Litfasssäulen: Kaum ein werbefreier Fleck auf ihrem Dress – aber ohne Sponsoren geht’s im Sport längst nicht mehr. Immer wieder faszinierend: Die Beweglichkeit dieser Riesenkerle, ob auf dem Eis oder beim Auswechseln und dem Sprung über die Bande.
Eigentlich befinden sich stets fünf Feldspieler pro Team auf dem Eis. Eigentlich, denn komplett zeigt sich selten eine der Mannschaften. Ursache: Strafzeiten. Seit Anfang des Jahres setzt die Deutsche Eishockeyliga die internationalen Regeln rigoros um – und warum der jeweilige Spieler auf die Bank muss, wissen selbst eingefleischte Fans oft erst nur nach Ansage des Hallensprechers. Für den Laien ist es kaum nachvollziehbar, was verboten ist und was nicht – aber es findet sich immer jemand, der erklärt.
Dem Deutschen Meister von 2004 gelingt das Führungstor, Jubel ertönt auf den Rängen, Schals wirbeln durch die Luft, man klatscht sich gegenseitig ab. Es geht dabei nicht ganz so emotionsgeladen zu wie beim Fußball, aber Parallelen sind deutlich zu erkennen. Ebenso bei den Fangesängen: Hier heißt es eben aufstehen, wenn man Löwe ist.
Das Fieber packt - der Fußballfan wird ratzfatz zum Eishockeyfan und so manches würde er gerne in seinen Sport übertragen wissen. Zum Beispiel, dass Schiedsrichterentscheidungen nach Einsicht der Video-Aufzeichnung revidiert werden können. Oder dass der Mann in Schwarz von den Fans auch abgestraft werden darf. Sind diese nicht zufrieden, fliegen bei den Lions schon mal Gummihühner auf die Spielfläche. Der Schiri sammelt sie auf und wird dafür als Hühnerdieb verspottet. Aber die Hühner gibt es zurück – für die nächste Unzufriedenheitsbekundung. Ein ausgesprochen sympathischer Spaß, zumal beim Fußball Würfe von Gegenständen gen Spielfeld eher ein Stadionverbot zur Folge haben. Sympathisch kommt übrigens das ganze Drumherum bei den Lions rüber: Freundliche Securitys, nette Leute an den Imbissständen, die Preise moderat, die Mettbrötchen sogar sonntags frisch und lecker - und völlig aggressionsfreie Fans in fröhlicher Partystimmung.
Kein Wunder: Weitere vier Mal treffen die Lions an diesem Tag das Tor, den Scorpions gelingt dies nur einmal. Mit diesem Kantersieg schießen sich die Frankfurter wieder unter die ersten Acht der Liga, die nach der Hauptrunde an den Play-Offs teilnehmen dürfen und somit um die deutsche Meisterschaft kämpfen. Aber bis dahin ist noch eine Weile Zeit, denn 2006 ist nicht nur Fußball-WM, auch die OlympischenWinterspiele stehen an. Während dieser Zeit pausieren die Clubs und erst nach Olympia geht es weiter. Die Hauptrunde dauert also bis Mitte März, bevor die Play-Offs starten. Somit bleibt in dieser Saison noch genügend Zeit, mal bei den Frankfurter Löwen vorbei zu schauen. Aber Vorsicht: Die Lions könnten süchtig machen – auch das haben sie mit den Fußballkollegen im Waldstadion gemeinsam.

Die Lions-Hymne – von Henni Nachtsheim/The Hühnerdieb Project

Pinguine watscheln, Eisbären sind zu dick,
und wenn ein Hai Dich beissen will, dann beißt du halt zurück!
Panther oder Tiger, schicken wir per Post nach Haus,
und wenn ein Kühlschrank böse brummt, ziehn wir den Stecker raus!
Truthahn zum Thanks Giving Day, Skorpione kann man knicken,
Huskies in den Streichelzoo, Adler zu McChicken!
Kühler Kopf und Hessisches Herz, Frankfurter Löwen kennen keinen Schmerz!
Wer brauch schon alle Zähne, wer brauch schon sein Gebiss,
wenn er dafür Deutscher Meister ist?!
Kühler Kopf und Hessisches Herz, Frankfurter Löwen kennen keinen Schmerz!
Bekommen wir an der Bande vom Gegner mal ´nen Gong,
singen wir zur Strafe stundenlang den Bembelsong.
Und dann gibt`s da noch einen, den haben wir ganz doll lieb,
unsern guten, alten Freund, den Hühnerdieb!
Ja Grzimek hat es schon gesagt, das darf man nie vergessen:
der König aller Tiere, der kommt nun mal aus Hessen!
Kühler Kopf und Hessisches Herz, Frankfurter Löwen kennen keinen Schmerz!
Wer brauch schon alle Zähne...

Zahlen – Fakten – Regeln

Eishockey ist eine auf Schlittschuhen und dem Eis betriebene Sportart, die zwischen 1840 und 1875 in Kanada aus verschiedenen Mannschaftssportarten entwickelt wurde. Das erste echte Eishockey-Spiel fand am 3. März 1875 in Montreal zwischen Dozenten und Studenten der McGill-Universität statt. Das Wort Hockey kommt aus dem Französischen und bedeutet soviel wie krummer Stock. In Frankfurt wurde schon Anfang 1900 Eishockey gespielt, 1934 zog der SC Forsthausstraße ins Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft ein. 1959 entstand die Eishockeyabteilung unter dem Dach der Eintracht Frankfurt, die es Ende der Achtziger in die erste Bundesliga schaffte. Nach Auflösung der Abteilung 1991 gründeten sich daraus am 5. März der Frankfurter ESC „Die Löwen“, aus denen drei Jahre später die „Frankfurt Lions Eishockey GmbH wurde. Zeitgleich wurde die Deutsche Eishockeyliga (DEL) gegründet, und die Lions mischten von Anfang an mit.
Beim Eishockey muss ein Puck, eine flache Hartgummischeibe, mit Schlägern in das gegnerische Tor geschoben werden. Das Spiel ist sehr körperbetont: mittels so genannter „Bodychecks“ ist es möglich, den Gegner seitlich zu verdrängen, um den Puck zu erlangen. Allerdings sind hierbei jene Vergehen möglich, die Zeitstrafen, Strafstöße und gar Ausschluss und Spielsperren nach sich ziehen können.
Ein Eishockeyspiel dauert in der Regel 60 Minuten (drei Drittel mit je 20 Minuten). Da bei jeder Spielunterbrechung die Uhr angehalten wird, dauert ein Eishockeyspiel jedoch brutto meist erheblich länger. Die durchschnittliche Bruttospielzeit eines Drittels variiert jeweils zwischen zirka 30 und 40 Minuten. Zwischen den Dritteln finden 15-minütige Pausen statt. Daher dauert ein normales Eishockeyspiel zwischen zwei und zweieinhalb Stunden.
Die Meisterschaft wird durch ein Play-Off ermittelt, für das sich die besten Mannschaften der Hauptrunde qualifizieren. In der ersten Runde der Play-Offs trifft die nach dem Grunddurchgang am besten platzierte Mannschaft gegen die am schlechtesten platzierte, die zweitbeste auf die zweitschlechteste und so weiter. Die Gewinner spielen dann in der nächsten Runde weiter, bis die zwei letzten Mannschaften feststehen und das Finale austragen. Die Begegnungen werden als Serie von Spielen ausgetragen bei denen vier (Best-of-Seven), drei (Best-of-Five) oder zwei (Best-of-Three) Siege zum Aufstieg in die nächste Runde erforderlich sind. Steht der Aufsteiger fest, werden die verbleibenden Spiele nicht ausgetragen.

Infos und Spieltermine: www.frankfurt-lions.de

 


   

 

  
           

 

 

 

 

 

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